«Oben ohne» nicht mehr sexy!

«Oben ohne» nicht mehr sexy!

3. Juni 2015 agvs-upsa.ch - 43 Juni 2015 agvs-upsa.ch - Cabrios sind der Inbegriff automobiler Fahrfreude. In der Schweiz gilt «oben ohne» aber offenbar nicht mehr als sexy. Gemäss Auswertungen der Datenspezialisten von Eurotax sanken die Zulassungszahlen zwischen 2010 und 2014 um rund einen Viertel auf zuletzt 6092 Fahrzeuge.

Der Nachfragerückgang bei Cabriolets und Roadstern folgt hierzulande einem Trend, der sich global sogar noch etwas stärker akzentuiert: Lediglich 0,7% aller weltweit verkauften Personenwagen waren im Jahr 2014 Fahrzeuge ohne oder mit zurückklappbarem Dach. Mögliche Gründe dafür gibt es viele: Zum einen motivieren die zunehmende Verstädterung und die damit verbundenen Verkehrsprobleme nicht, «oben ohne» zu fahren. Zum anderen mangelt es in urbanen Wohngegenden an Parkmöglichkeiten für einen Zweit- oder Drittwagen. Denkbar ist auch, dass die stetig steigende Nachfrage nach praktischen SUVs zumindest teilweise auf Kosten der Marktanteile im gesättigten Cabrio- und Roadster-Segment geht. Zudem locken immer mehr Automodelle mit immer grösseren Panorama-Dächern, die – insbesondere mit Schiebedach – ganzjährig zu begeistern wissen.

Mit ein Grund für den schwindenden Marktanteil von Cabriolets und Roadstern ist aber sicherlich auch das schwindende Modellangebot im unteren und mittleren Preissegment. Ehemals bekannte Vertreter wie beispielsweise Alfa Romeo Spider, Peugeot 207 CC, Peugeot 308 CC, VW EOS, BMW 1er Cabrio werden nicht weiterentwickelt, hierzulande nicht mehr angeboten oder allenfalls nur noch als Lagerfahrzeuge verkauft. Die Stückzahlen interessanter Neuheiten wie beispielsweise das Citroën DS3 Cabrio oder der Jaguar F-Type Roadster vermögen diese Rückgänge zahlenmässig nicht zu kompensieren. Gleichwohl gibt es einen Lichtblick! Mit seinem neuen 4er-Cabrio hat BMW offenbar den Nerv der «Frischluft-fans» getroffen: Im ersten Modelljahr übernahm der schnittige Nachfolger des beliebten 3er mit einem Marktanteil von 13,6% (829 Neuzulassungen) unangefochten die Spitze der Cabrio-Verkaufsrangliste. Der langjährige Spitzenreiter aus dem eigenen Hause, das Mini Cooper Cabriolet, wurde dadurch mit deutlichem Abstand auf Rang 2 verdrängt.

Während sich der Neuwagenmarkt für Cabriolets und Roadster im zurückliegenden Jahr mit 63 Modellvarianten von 32 Marken äusserst übersichtlich zeigte, wurden im gleichen Jahr auf dem Gebrauchtwagenmarkt insgesamt 235 unterschiedliche Modelle von 60 Marken angeboten und verkauft, wie eine Auswertung durch die Marktanalysten von Eurotax zeigt.

Während sich der Neuwagenmarkt für Cabriolets und Roadster im zurückliegenden Jahr mit 63 Modellvarianten von 32 Marken äusserst übersichtlich zeigte, wurden im gleichen Jahr auf dem Gebrauchtwagenmarkt insgesamt 235 unterschiedliche Modelle von 60 Marken angeboten und verkauft, wie eine Auswertung durch die Marktanalysten von Eurotax zeigt.

Trotz der gestiegenen Nachfrage nach Occasionsfahrzeugen im Segment der Cabriolets und Roadster betrugen deren Standzeiten im zurückliegenden Jahr durchschnittlich 117 Tage. Dies sind 5 Standtage (-4,1%) weniger als 2013, dennoch aber die zweitlängsten aller Fahrzeugsegmente (Luxusklasse: 119 Tage). Regional variiert der Wert zwischen 111 Tagen (-5,9%) in der Nordostschweiz und 121 Tagen (-4,0%) in der Westschweiz.

Die langen Standzeiten sind nicht das Ergebnis fehlender Nachfrage, wie die Zunahme der Handänderungen über die letzten Jahre belegt. Offensichtlich aber werden Cabriolets und Roadster teilweise zu Preisen angeboten, die kaufwillige Nachfrager nicht in jedem Fall und nicht für jedes Modell zu zahlen bereit sind. Nebst klassischen Bewertungsfaktoren wie Alter, Laufleistung, Antrieb und Ausstattung spielt in diesem Fahrzeugsegment nämlich auch eine Rolle, dass Cabriolets oft als Zweit- oder Drittfahrzeug und deshalb nicht «um jeden Peis» angeschafft werden. Im Gebrauchtwagenmarkt für Cabriolets und Roadster treffen daher subjektive Bewertungen der zum Verkauf stehenden Fahrzeuge aufeinander, die etwas mehr Zeit für eine realistische Annäherung benötigen. 

Wie die Auswertung der Verkaufsinserate in Online-Autobörsen zeigt, liegen die initialen Angebotspreise insbesondere bei Cabriolets der Premium- und Luxusklasse (z.B: Jaguar F-Type, Jaguar XK, Ferrari F430, Ferrari F458, Maserati Grancabrio, Audi R8 u. a. m.) teilweise deutlich über den letztlich erzielbaren Verkaufspreisen. Eine realistischere Preis-ansetzung oder aber ein dynamischeres Preismanagement könnten die ebenfalls kosten-relevanten Standzeiten deutlich reduzieren helfen.

Mehr zum Thema: www.eurotaxpro.ch

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