Roadmap Elektromobilität
«Die Delle bei Steckfahrzeugen überwinden»
5. September 2024 agvs-upsa.ch – Zum Jahresevent der Roadmap Elektromobilität gaben sich Bundesrat Albert Rösti und viele hochkarätige Fachleute ein Stelldichein. Die Roadmap, an der auch der AGVS dabei ist, blickt auf viele Erfolge und auf zahlreiche Herausforderungen. Künftig stehen auch E-Nutzfahrzeuge mit im Fokus. Timothy Pfannkuchen
Gruppenbild mit Referent:innen: An der Jahrestagung der Roadmap Elektromobilität in Bern war die Liste diesmal besonders hochkarätig. Mit dabei: Bundesrat Albert Rösti, Astra-Direktor Jürg Röthlisberger, Bafu-Direktorin Katrin Schneeberger, BAV-Direktorin Christa Hostettler, BFE-Direktor Benoît Revaz, Post-CEO Roberto Cirillo, PostAuto-CEO Christian Plüss, Auto-Schweiz Direktor Thomas Rücker, Astag-Vizedirektor André Kirchhofer, VSE-Direktor Michael Frank, Swiss-E-Mobility-Direktor Krispin Romang. Gofast-GF Domenic Lanz und viele weitere Fachleute. Fotos: AGVS-Medien
Um ein volksnahes Bonmot ist Bundesrat Albert Rösti nicht verlegen. «Man kann den Bär nicht waschen, ohne dass sein Fell nass wird.» Mit diesen Worten richtet sich der Vorsteher des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) am Jahrestreffen der Roadmap Elektromobilität gegen die Flut an Einsprachen, die oft den Ausbau erneuerbarer Energien verzögerten. «Siehe Grimsel. Es darf nicht sein, dass jedes Projekt blockiert wird. Oft sind das dieselben Leute, die klatschen, wenn wir sagen, wir wollen E-Mobilität.», so Rösti. Ein Thema, das an der Fachtagung heuer oft auftaucht: Es brauche vereinfachte Projektprozesse.
Was ist das eigentlich, die Roadmap Elektromobilität? Quasi das Networking-Zentrum für alle, die in der Schweiz mit E-Mobilität zu tun haben. Die vor allem vom Bundesamt für Energie (BFE), aber auch dem Bundesamt für Strassen (Astra) koordinierte Roadmap stösst Diskussionen und Debatten an, um auf gemeinsame Nenner zu kommen. Wer mitmacht, verpflichtet sich freiwillig zu Massnahmen und profitiert von Synergien. In der noch laufenden zweiten Roadmap-Etappe bis Ende 2025 mit dabei sind 74 Organisationen, Bundesämter, Firmen wie Coop oder Migros, Verbände wie Astag, Auto-Schweiz oder natürlich der AGVS, Energieversorger und, und, und.
Sprach über Fortschritte, aber auch die Hürden: Bundesrat und Uvek-Vorsteher Albert Rösti.
AGVS gestaltet Mobilitätszukunft mit
«Der AGVS ist als Stimme des Autogewerbes dabei, um die Zukunft aktiv mitzugestalten», betont Olivier Maeder, AGVS-Geschäftsleitung, Bereich Bildung, weshalb Mitmachen bei der Roadmap wertvoll ist. «Dazu zählt zum Beispiel, die Aus- und Weiterbildung zu fördern, etwa mit vom BFE unterstützten Kursen zur Steigerung der Verkaufs- und Beratungskompetenz für E-Fahrzeuge und Ladeinfrastruktur. Das Ziel: AGVS-Mitglieder fördern das Vertrauen in die E-Mobilität und beraten kompetent.» Apropos AGVS: «Vor über 30 Jahren hat der AGVS eine Umfrage gemacht: Bereits damals gaben 28 Prozent der Elektromobilität gute Chancen», sagt Bundesrat Rösti und lobt das Erreichte, aber erwähnt auch die stagnierenden E-Neuimmatrikulationen als Herausforderung.
Steckerfahrzeuge kommen dieses Jahr bis Ende August auf knapp 27 Prozent Anteil (davon 18,1 Prozent EV, 8,6 Prozent PHEV). «Diese Delle müssen wir überwinden», so Rösti. «Das Ziel von 50 Prozent 2025 dürfte, da müssen wir ehrlich sein, schwierig werden Aber bei den Ladestationen läuft der Zuwachs gut.» Derzeit gibt es 14'200 öffentliche Ladepunkte, das Ziel von 20'000 Ende 2025 liegt in Reichweite. Doch bei den Verkäufen sei «ein Faktor der Preis. Die Fans haben jetzt ein E-Auto, aber die Masse muss mit günstigen Fahrzeugen abgeholt werden.» Das Ladeproblem in Mietobjekten müsse angegangen werden und die Stromverfügbarkeit. «Was wir brauchen, sind Fortschritte bei den erneuerbaren Energien.» Zudem betont Rösti die Dringlichkeit eines Abstimmungs-Ja zum Autobahnausbau. Jener sei auch für die E-Mobilität wichtig. Rösti begründet: «Mobilität ist zentral, damit es unserem Land wirtschaftlich gut geht.»
Networking und Diskussionen sind ein wichtiger Teil der Roadmap Elektromobilität. Hier Astra-Direktor Jürg Röthlisberger (links) und Olivier Maeder, AGVS-Geschäftsleitung, Bereich Bildung.
Elektrische Nutzfahrzeuge neu mit im Fokus
Gastgeber des Roadmap-Jahrestreffens ist heuer die Post AG, Hauptsitz Bern-Wankdorf. Denn, so Post-CEO Roberto Cirillo, «wir tragen Verantwortung. Denn was wir tun, das hat messbare Auswirkungen. E-Mobilität ist zentral, denn sie betrifft unsere tägliche Arbeit». Die Postflotte umfasst 18'000 Fahrzeuge, davon heute 7000 elektrische (inklusive 6000 E-Töfflis von Kyburz). Wozu? «Nachhaltigkeit ist heute ein Geschäftsfaktor. 90 Prozent ist Geschäftspost, und unsere Partner fordern klimafreundliche Zustellung, weil ihre Kunden es erwarten.» Aber: Erst 100 von 2300 Postautos fahren mit Strom. Tests ergaben: Die Reichweiten genügen, aber es braucht Lader. 2035 sollen alle Postautos elektrisch, 2030 auch 300 Postauto-Ladepunkte errichtet sein.
Ohnehin standen Nutzfahrzeuge samt ÖV im Fokus. Denn während die bisher an der Roadmap thematisierten E-Personenwagen Alltag sind, sind es E-Lastwagen längst nicht – weil Laden eine Challenge ist. Pascal Dreier vom Transportunternehmen Dreier AG aus Suhr AG, die 2025 von 14 auf 50 vollelektrische Lastwagen aufstocken will, erläutert es mit Fotos: Eine Zugmaschine, die extra dazu den Auflieger abgesattelt hat, lädt quer auf drei Autobahn-PW-Ladeplätzen stehend – weil LKW-Ladeplätze fehlen. «Da sagen Tesla-Fahrer schon mal böse Worte», berichtet Dreier. «Der LKW-Ladestationsaufbau ist zu langsam. Die Last liegt derzeit ganz bei den Unternehmen.» Dreier betont, es brauche Planungs- und Investitionssicherheit, und man müsse noch enger zusammenarbeiten. André Kirchhofer, Vizedirektor des Nutzfahrzeugverbands Astag, betont, man fühle sich den eigenen Klimazielen verpflichtet, freue sich über innovative Unternehmen, doch dürfe auch nicht vergessen, dass das Gros der Betriebe KMU seien, die nicht mal schnell auf Elektro-Lastwagen umstellen und sich im Depot die Ladeinfrastruktur aufbauen könnten.
Berichtet aus der Praxis: Pascal Dreier (Mitte) vom Transportunternehmen Dreier AG, flankiert von Auto-Schweiz-Direktor Thomas Rücker (links) und Astra-Mediensprecher Thomas Rohrbach.
Bei LKW schlägt Strom wohl den Wasserstoff
Eine vorgestellte Studie deutet an, dass LKW-Hersteller vor allem mit Batterieantrieb rechnen. Sie rechnen 2030 mit europaweit 36'000 Brennstoffzellen- und 131'000 Diesel-LKW-Verkäufen über zwölf Tonnen – aber 190'000 von Elektro-Lastern. Auch aus wirtschaftlichen Überlegungen der Transporteure. Seitens des BFE betont Christoph Schreyer, Leiter Sektion energieeffizienter Verkehr, die Schweiz liege bei den Neuzulassungen von E-LKW hinter Norwegen europaweit an der Spitze: 5,5 Prozent bis Ende August 2024. Aber ohne Laden keine E-Zukunft. Astra-Direktor Jürg Röthlisberger kündigt an, 2025 laufe die Ausschreibung für die ersten zehn LKW-Ladehubs an Nationalstrassen. Am Ende bilanzierte Roadmap-Projektleiter Alois Freidhof vom BFE: Noch laufe die zweite Roadmap-Etappe bis Ende 2025, nun starte die Zielsetzung der dritten ab 2026 – und lädt ein, dabei mitzumachen. Denn das Wichtigste bleibe «der Austausch untereinander».
Vom Bundesrats-BMW bis zum Postauto: Elektrofahrzeuge vor dem Hauptsitz der Post AG.
Gruppenbild mit Referent:innen: An der Jahrestagung der Roadmap Elektromobilität in Bern war die Liste diesmal besonders hochkarätig. Mit dabei: Bundesrat Albert Rösti, Astra-Direktor Jürg Röthlisberger, Bafu-Direktorin Katrin Schneeberger, BAV-Direktorin Christa Hostettler, BFE-Direktor Benoît Revaz, Post-CEO Roberto Cirillo, PostAuto-CEO Christian Plüss, Auto-Schweiz Direktor Thomas Rücker, Astag-Vizedirektor André Kirchhofer, VSE-Direktor Michael Frank, Swiss-E-Mobility-Direktor Krispin Romang. Gofast-GF Domenic Lanz und viele weitere Fachleute. Fotos: AGVS-Medien
Um ein volksnahes Bonmot ist Bundesrat Albert Rösti nicht verlegen. «Man kann den Bär nicht waschen, ohne dass sein Fell nass wird.» Mit diesen Worten richtet sich der Vorsteher des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) am Jahrestreffen der Roadmap Elektromobilität gegen die Flut an Einsprachen, die oft den Ausbau erneuerbarer Energien verzögerten. «Siehe Grimsel. Es darf nicht sein, dass jedes Projekt blockiert wird. Oft sind das dieselben Leute, die klatschen, wenn wir sagen, wir wollen E-Mobilität.», so Rösti. Ein Thema, das an der Fachtagung heuer oft auftaucht: Es brauche vereinfachte Projektprozesse.
Was ist das eigentlich, die Roadmap Elektromobilität? Quasi das Networking-Zentrum für alle, die in der Schweiz mit E-Mobilität zu tun haben. Die vor allem vom Bundesamt für Energie (BFE), aber auch dem Bundesamt für Strassen (Astra) koordinierte Roadmap stösst Diskussionen und Debatten an, um auf gemeinsame Nenner zu kommen. Wer mitmacht, verpflichtet sich freiwillig zu Massnahmen und profitiert von Synergien. In der noch laufenden zweiten Roadmap-Etappe bis Ende 2025 mit dabei sind 74 Organisationen, Bundesämter, Firmen wie Coop oder Migros, Verbände wie Astag, Auto-Schweiz oder natürlich der AGVS, Energieversorger und, und, und.
Sprach über Fortschritte, aber auch die Hürden: Bundesrat und Uvek-Vorsteher Albert Rösti.
AGVS gestaltet Mobilitätszukunft mit
«Der AGVS ist als Stimme des Autogewerbes dabei, um die Zukunft aktiv mitzugestalten», betont Olivier Maeder, AGVS-Geschäftsleitung, Bereich Bildung, weshalb Mitmachen bei der Roadmap wertvoll ist. «Dazu zählt zum Beispiel, die Aus- und Weiterbildung zu fördern, etwa mit vom BFE unterstützten Kursen zur Steigerung der Verkaufs- und Beratungskompetenz für E-Fahrzeuge und Ladeinfrastruktur. Das Ziel: AGVS-Mitglieder fördern das Vertrauen in die E-Mobilität und beraten kompetent.» Apropos AGVS: «Vor über 30 Jahren hat der AGVS eine Umfrage gemacht: Bereits damals gaben 28 Prozent der Elektromobilität gute Chancen», sagt Bundesrat Rösti und lobt das Erreichte, aber erwähnt auch die stagnierenden E-Neuimmatrikulationen als Herausforderung.
Steckerfahrzeuge kommen dieses Jahr bis Ende August auf knapp 27 Prozent Anteil (davon 18,1 Prozent EV, 8,6 Prozent PHEV). «Diese Delle müssen wir überwinden», so Rösti. «Das Ziel von 50 Prozent 2025 dürfte, da müssen wir ehrlich sein, schwierig werden Aber bei den Ladestationen läuft der Zuwachs gut.» Derzeit gibt es 14'200 öffentliche Ladepunkte, das Ziel von 20'000 Ende 2025 liegt in Reichweite. Doch bei den Verkäufen sei «ein Faktor der Preis. Die Fans haben jetzt ein E-Auto, aber die Masse muss mit günstigen Fahrzeugen abgeholt werden.» Das Ladeproblem in Mietobjekten müsse angegangen werden und die Stromverfügbarkeit. «Was wir brauchen, sind Fortschritte bei den erneuerbaren Energien.» Zudem betont Rösti die Dringlichkeit eines Abstimmungs-Ja zum Autobahnausbau. Jener sei auch für die E-Mobilität wichtig. Rösti begründet: «Mobilität ist zentral, damit es unserem Land wirtschaftlich gut geht.»
Networking und Diskussionen sind ein wichtiger Teil der Roadmap Elektromobilität. Hier Astra-Direktor Jürg Röthlisberger (links) und Olivier Maeder, AGVS-Geschäftsleitung, Bereich Bildung.
Elektrische Nutzfahrzeuge neu mit im Fokus
Gastgeber des Roadmap-Jahrestreffens ist heuer die Post AG, Hauptsitz Bern-Wankdorf. Denn, so Post-CEO Roberto Cirillo, «wir tragen Verantwortung. Denn was wir tun, das hat messbare Auswirkungen. E-Mobilität ist zentral, denn sie betrifft unsere tägliche Arbeit». Die Postflotte umfasst 18'000 Fahrzeuge, davon heute 7000 elektrische (inklusive 6000 E-Töfflis von Kyburz). Wozu? «Nachhaltigkeit ist heute ein Geschäftsfaktor. 90 Prozent ist Geschäftspost, und unsere Partner fordern klimafreundliche Zustellung, weil ihre Kunden es erwarten.» Aber: Erst 100 von 2300 Postautos fahren mit Strom. Tests ergaben: Die Reichweiten genügen, aber es braucht Lader. 2035 sollen alle Postautos elektrisch, 2030 auch 300 Postauto-Ladepunkte errichtet sein.
Ohnehin standen Nutzfahrzeuge samt ÖV im Fokus. Denn während die bisher an der Roadmap thematisierten E-Personenwagen Alltag sind, sind es E-Lastwagen längst nicht – weil Laden eine Challenge ist. Pascal Dreier vom Transportunternehmen Dreier AG aus Suhr AG, die 2025 von 14 auf 50 vollelektrische Lastwagen aufstocken will, erläutert es mit Fotos: Eine Zugmaschine, die extra dazu den Auflieger abgesattelt hat, lädt quer auf drei Autobahn-PW-Ladeplätzen stehend – weil LKW-Ladeplätze fehlen. «Da sagen Tesla-Fahrer schon mal böse Worte», berichtet Dreier. «Der LKW-Ladestationsaufbau ist zu langsam. Die Last liegt derzeit ganz bei den Unternehmen.» Dreier betont, es brauche Planungs- und Investitionssicherheit, und man müsse noch enger zusammenarbeiten. André Kirchhofer, Vizedirektor des Nutzfahrzeugverbands Astag, betont, man fühle sich den eigenen Klimazielen verpflichtet, freue sich über innovative Unternehmen, doch dürfe auch nicht vergessen, dass das Gros der Betriebe KMU seien, die nicht mal schnell auf Elektro-Lastwagen umstellen und sich im Depot die Ladeinfrastruktur aufbauen könnten.
Berichtet aus der Praxis: Pascal Dreier (Mitte) vom Transportunternehmen Dreier AG, flankiert von Auto-Schweiz-Direktor Thomas Rücker (links) und Astra-Mediensprecher Thomas Rohrbach.
Bei LKW schlägt Strom wohl den Wasserstoff
Eine vorgestellte Studie deutet an, dass LKW-Hersteller vor allem mit Batterieantrieb rechnen. Sie rechnen 2030 mit europaweit 36'000 Brennstoffzellen- und 131'000 Diesel-LKW-Verkäufen über zwölf Tonnen – aber 190'000 von Elektro-Lastern. Auch aus wirtschaftlichen Überlegungen der Transporteure. Seitens des BFE betont Christoph Schreyer, Leiter Sektion energieeffizienter Verkehr, die Schweiz liege bei den Neuzulassungen von E-LKW hinter Norwegen europaweit an der Spitze: 5,5 Prozent bis Ende August 2024. Aber ohne Laden keine E-Zukunft. Astra-Direktor Jürg Röthlisberger kündigt an, 2025 laufe die Ausschreibung für die ersten zehn LKW-Ladehubs an Nationalstrassen. Am Ende bilanzierte Roadmap-Projektleiter Alois Freidhof vom BFE: Noch laufe die zweite Roadmap-Etappe bis Ende 2025, nun starte die Zielsetzung der dritten ab 2026 – und lädt ein, dabei mitzumachen. Denn das Wichtigste bleibe «der Austausch untereinander».
Vom Bundesrats-BMW bis zum Postauto: Elektrofahrzeuge vor dem Hauptsitz der Post AG.
Weitere Infos unter:
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