Carspotter und Influencer
Automobil-Mechatroniker mit Blick für Boliden
13. Mai 2020 agvs-upsa.ch – Cédric Plattner (20) arbeitet im Porsche Zentrum Winterthur und schliesst bald seine Ausbildung als Automobil-Mechatroniker ab. Der unscheinbar wirkende Mann gehört aber auch zu den bekanntesten Carspottern und Influencern der Schweiz mit über 75'000 Followern auf Instagram.
Cédric Plattner (20) arbeitet im Porsche Zentrum Winterthur und hat als Influencer über 75'000 Follower auf Instagram unter «@cars_in_zurich» Quelle: AGVS-Medien
jas. Es ist kurz vor Feierabend, Cédric Plattner checkt noch letzte Details, während der Biturbo-Sechszylinder-Boxer friedlich brabbelnd im Standgas läuft. Alles OK, der angehende Automobil-Mechatroniker klappt seinen Laptop zu, händigt den Schlüssel aus und räumt seinen Arbeitsplatz im Porsche Zentrum Winterthur auf. Der unauffällige, ruhig agierende 20-Jährige gehört zu den erfolgreichsten Schweizer Influencern im Autobereich und hat allein auf Instagram über 75'000 Follower. Influencer müssen also weder schrill noch extrovertiert sein und mit irgendeinem Produkt in eine Kamera lächeln. Cédric Plattner steht eh lieber hinter der Kamera und macht mit seiner Nikon Jagd auf seine Lieblingssujets: aussergewöhnliche Fahrzeuge.
Als junger Carspotter reiste er vor vier Jahren jeweils fast jeden Samstagnachmittag mit der S-Bahn nach Zürich. Dort hoffte der Winterthurer, rund um den Bürkliplatz einen speziellen Sportwagen oder eine seltene Luxuskarosse vor die Linse zu kriegen. Locker 12 bis 15 Kilometer spulte Plattner dabei an einem Nachmittag auf seiner Pirsche durch die Stadt ab, um einen Mercedes SLR McLaren 722, einen getunten Boliden mit verchromter Karosserie oder mit 24-Karat-Gold überzogenen Felgen zu fotografieren. Mindestens zwei Bilder postete er jeweils pro Tag, achtete dabei stets auf ein striktes Farbschema, aber auch auf unterschiedliche Perspektiven und die Markenvielfalt. Das zahlte sich aus. Sein Instagram-Account «@cars_in_zurich» hob sich von der Masse der Carspotter-Fotos ab und gewann fleissig Follower.
Absoluter Klassiker: der Porsche 962 C, Baujahr 1990. Quelle: Cédric Plattner
Doch inzwischen lässt es Cédric Plattner etwas ruhiger angehen: «Die jungen Spotter, die zu Fuss in den Strassen Autos jagen, gibt es immer noch. Ich beschränke mich mehr auf planbare Events wie etwa das Treffen des Supercar Owners Circle in Andermatt.» In den letzten vier Jahren habe sich die Spotter-Szene verändert. «Dank der modernen Smartphones ist es einfach geworden, Fotos zu schiessen. Heute geht es oft mehr um Quantität statt Qualität der Bilder. Die Professionalität geht daher verloren», meint Plattner bedauernd. Er selbst legt weiterhin Wert auf die Details und wählt seine Autosujets nun auch wegen Hightech unter der Haube und weniger wegen knalligen Farben aus: «Ich fotografiere vor Ort viel weniger als früher, suche meine Sujets gezielter. Ich will immer ein für mich perfektes Bild und nicht einfach ein weiteres Bild eines Superboliden.» Daher kann die Nachbearbeitung der Bilder am Computer schon mal mehrere Stunden Zeit fressen.
Zu schaffen macht dem erfolgreichen Influencer inzwischen der neue Instagram-Algorithmus: «Früher gab es Likes im Sekundentakt, wenn man ein neues Bild hochgeschaltet hat. Nach 300 bis 400 Likes wird das Ganze inzwischen automatisch runtergeregelt», erläutert Plattner, der sich weiterhin voll auf Instagram konzentriert und keine TikTok- oder Youtube-Experimente wagt. «Auch dort müsste man sich zuerst einmal einen Namen und eine Community schaffen. All das geht nicht von heute auf morgen!»
Ein seltener, nur 25 Mal gebauter Koenigsegg Agera RS. Quelle: Cédric Plattner
Was würde er eigentlich einem Garagisten raten, der seine Kunden auch über Social Media erreichen und informieren möchte? «Authentizität ist das A und O. Man muss sich selbst bleiben, echt wirken und über die digitalen Kanäle das rüberbringen, was tatsächlich Sache ist.» Cédric Plattner betont zudem, dass es entscheidend sei, gegenüber dem Kunden immer offen und ehrlich zu kommunizieren. «Wenn sich ein kleiner Garagist dagegen sträubt, nun auch noch über Social Media zu kommunizieren, verstehe ich das auch. Schliesslich ist es mit Aufwand verbunden. Die Leute rennen einem nicht wegen einem Post die Bude ein. Aber es ist nun mal die Zukunft der Kommunikation. Manchmal hilft es bereits, einem Kunden ein Bild von einem Schaden am Unterboden zu schicken oder ein kurzes Video, damit er besser nachvollziehen kann, was der Garagist entdeckt und repariert hat.»
Die digitale Kommunikation habe also durchaus Vorteile, aber es könne sich nicht jeder Betrieb einen Social-Media-Verantwortlichen leisten. «Die meisten müssen sich aufs Tagesgeschäft konzentrieren», erklärt er beim Verabschieden. Eine letzte Frage bleibt, was fährt ein Carspotter denn selbst für ein Auto? Cédric Plattner lacht: «Einen Audi S4 B5. Ein typisches ‹Mechen-Auto›, das sehr viel Zeit und Liebe braucht. Es musse natürlich breiter und tiefer sein. Ich war inzwischen sechs Mal beim Strassenverkehrsamt, um die ganzen Anpassungen abnehmen und eintragen zu lassen, damit ich mit dem Wagen legal unterwegs sein kann.»
Carspotter bei der Jagd ums beste Bild und den spannendsten Wagen in der Zürcher Innenstadt. Quelle: AGVS-Medien
Cédric Plattner (20) arbeitet im Porsche Zentrum Winterthur und hat als Influencer über 75'000 Follower auf Instagram unter «@cars_in_zurich» Quelle: AGVS-Medien
jas. Es ist kurz vor Feierabend, Cédric Plattner checkt noch letzte Details, während der Biturbo-Sechszylinder-Boxer friedlich brabbelnd im Standgas läuft. Alles OK, der angehende Automobil-Mechatroniker klappt seinen Laptop zu, händigt den Schlüssel aus und räumt seinen Arbeitsplatz im Porsche Zentrum Winterthur auf. Der unauffällige, ruhig agierende 20-Jährige gehört zu den erfolgreichsten Schweizer Influencern im Autobereich und hat allein auf Instagram über 75'000 Follower. Influencer müssen also weder schrill noch extrovertiert sein und mit irgendeinem Produkt in eine Kamera lächeln. Cédric Plattner steht eh lieber hinter der Kamera und macht mit seiner Nikon Jagd auf seine Lieblingssujets: aussergewöhnliche Fahrzeuge.
Als junger Carspotter reiste er vor vier Jahren jeweils fast jeden Samstagnachmittag mit der S-Bahn nach Zürich. Dort hoffte der Winterthurer, rund um den Bürkliplatz einen speziellen Sportwagen oder eine seltene Luxuskarosse vor die Linse zu kriegen. Locker 12 bis 15 Kilometer spulte Plattner dabei an einem Nachmittag auf seiner Pirsche durch die Stadt ab, um einen Mercedes SLR McLaren 722, einen getunten Boliden mit verchromter Karosserie oder mit 24-Karat-Gold überzogenen Felgen zu fotografieren. Mindestens zwei Bilder postete er jeweils pro Tag, achtete dabei stets auf ein striktes Farbschema, aber auch auf unterschiedliche Perspektiven und die Markenvielfalt. Das zahlte sich aus. Sein Instagram-Account «@cars_in_zurich» hob sich von der Masse der Carspotter-Fotos ab und gewann fleissig Follower.
Absoluter Klassiker: der Porsche 962 C, Baujahr 1990. Quelle: Cédric Plattner
Doch inzwischen lässt es Cédric Plattner etwas ruhiger angehen: «Die jungen Spotter, die zu Fuss in den Strassen Autos jagen, gibt es immer noch. Ich beschränke mich mehr auf planbare Events wie etwa das Treffen des Supercar Owners Circle in Andermatt.» In den letzten vier Jahren habe sich die Spotter-Szene verändert. «Dank der modernen Smartphones ist es einfach geworden, Fotos zu schiessen. Heute geht es oft mehr um Quantität statt Qualität der Bilder. Die Professionalität geht daher verloren», meint Plattner bedauernd. Er selbst legt weiterhin Wert auf die Details und wählt seine Autosujets nun auch wegen Hightech unter der Haube und weniger wegen knalligen Farben aus: «Ich fotografiere vor Ort viel weniger als früher, suche meine Sujets gezielter. Ich will immer ein für mich perfektes Bild und nicht einfach ein weiteres Bild eines Superboliden.» Daher kann die Nachbearbeitung der Bilder am Computer schon mal mehrere Stunden Zeit fressen.
Zu schaffen macht dem erfolgreichen Influencer inzwischen der neue Instagram-Algorithmus: «Früher gab es Likes im Sekundentakt, wenn man ein neues Bild hochgeschaltet hat. Nach 300 bis 400 Likes wird das Ganze inzwischen automatisch runtergeregelt», erläutert Plattner, der sich weiterhin voll auf Instagram konzentriert und keine TikTok- oder Youtube-Experimente wagt. «Auch dort müsste man sich zuerst einmal einen Namen und eine Community schaffen. All das geht nicht von heute auf morgen!»
Ein seltener, nur 25 Mal gebauter Koenigsegg Agera RS. Quelle: Cédric Plattner
Was würde er eigentlich einem Garagisten raten, der seine Kunden auch über Social Media erreichen und informieren möchte? «Authentizität ist das A und O. Man muss sich selbst bleiben, echt wirken und über die digitalen Kanäle das rüberbringen, was tatsächlich Sache ist.» Cédric Plattner betont zudem, dass es entscheidend sei, gegenüber dem Kunden immer offen und ehrlich zu kommunizieren. «Wenn sich ein kleiner Garagist dagegen sträubt, nun auch noch über Social Media zu kommunizieren, verstehe ich das auch. Schliesslich ist es mit Aufwand verbunden. Die Leute rennen einem nicht wegen einem Post die Bude ein. Aber es ist nun mal die Zukunft der Kommunikation. Manchmal hilft es bereits, einem Kunden ein Bild von einem Schaden am Unterboden zu schicken oder ein kurzes Video, damit er besser nachvollziehen kann, was der Garagist entdeckt und repariert hat.»
Die digitale Kommunikation habe also durchaus Vorteile, aber es könne sich nicht jeder Betrieb einen Social-Media-Verantwortlichen leisten. «Die meisten müssen sich aufs Tagesgeschäft konzentrieren», erklärt er beim Verabschieden. Eine letzte Frage bleibt, was fährt ein Carspotter denn selbst für ein Auto? Cédric Plattner lacht: «Einen Audi S4 B5. Ein typisches ‹Mechen-Auto›, das sehr viel Zeit und Liebe braucht. Es musse natürlich breiter und tiefer sein. Ich war inzwischen sechs Mal beim Strassenverkehrsamt, um die ganzen Anpassungen abnehmen und eintragen zu lassen, damit ich mit dem Wagen legal unterwegs sein kann.»
Carspotter bei der Jagd ums beste Bild und den spannendsten Wagen in der Zürcher Innenstadt. Quelle: AGVS-Medien
Kommentar hinzufügen
Kommentare