Power-to-Gas: Sprit aus überschüssigem Strom
17. Juni 2015 agvs-upsa.ch - Es tönt genial: Würde der in Wind- und Solaranlagen temporär überschüssige Strom als Treibstoff genutzt, könnten Zehntausende Autos CO2-neutral mit Schweizer Energie betrieben werden. Doch leider ist das nicht so einfach.
Die Strategie ist an sich simpel: Mit so genannten strombasierten Treibstoffen könnte die überschüssige, erneuerbare Energie für zu 100 Prozent CO2-neutrale Mobilität genutzt werden. Und Überschüsse wird es geben. Christian Bach, Leiter der Abteilung Fahrzeugantriebssysteme bei der eidgenössischen Materialprüfungsanstalt (EMPA), sagt voraus, dass mit der neuen Energiestrategie 2050 pro Jahr 4,5 bis 9 TWh überschüssige Energie anfallen könnten. Doch wie macht man sie nutzbar? Im Moment gibt es gemäss dem EMPA-Spezialisten drei Verfahren.
1. Batterie
Der überschüssige Strom wird in Netz-Batterien gespeichert und für das Laden von Elektroautos genutzt. Doch der so gespeicherte Strom verflüchtigt sich rasch. Zudem sind E-Autos noch nicht ganz so alltagstauglich wie Benziner oder Diesel. Zum Beispiel ist die Reichweite immer noch sehr beschränkt.
2. Wasserstoff
Die Energie könnte mittels einer Elektrolyseanlage in Wasserstoff (H2) verwandelt werden. Der gespeicherte Strom hält mit diesem Verfahren lange an. Doch vor Wasserstoff fürchten sich die Automobilsten immer noch. Ausserdem ist die Infrastruktur noch nicht vorhanden und die Fahrzeuge sind teuer.
3. Power-to-Gas
Der gewonnene Wasserstoff würde nicht direkt als Treibstoff verwendet, sondern zusammen mit CO2 (z. B. aus Biogasanlagen) in synthetisches Methan (CH4) umgewandelt, gespeichert und in Erdgas-/Biogasfahrzeugen genutzt werden. Bis auf den Bau der Produktionsanlagen gäbe es bei diesem Verfahren keine Hindernisse. Die Autos sind vorhanden und bezahlbar, das Tankstellennetz steht (aktuell 140 Erdgas-/Biogastankstellen in der Schweiz) und ist der Strom einmal gespeichert, geht er nicht verloren.
Power-to-Gas wäre also die gangbarste Alternative um überschüssige Energie in Treibstoff zu verwandeln. Und der Bau von Umwandlungsanlagen wäre auch nicht kompliziert und teuer. Gemäss Christian Bach von der EMPA würde eine kompakte Anlage in zwei Container passen.
Der Haken an der Sache
Wäre und würde – in der Schweiz sind wir leider noch ziemlich weit weg, um Power-to-Gas umsetzen zu können. «So lange die Betreiber, Importeure und Hersteller von Fahrzeugen, welche mit CO2-neutralen, synthetischen und in der Schweiz hergestellten Treibstoffen betankt werden, nicht reduzierte CO2-Emissionswerte im Rahmen der Flottenemissionsregelung angerechnet erhalten, passiert nichts», bringt es Christian Bach auf den Punkt. Und bis das geschieht, wird es noch eine Weile gehen. Denn der Bundesrat hat die entsprechende von GLP-Nationalrat Thomas Böhni im September 2014 eingereichte Motion abgelehnt.
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