«Wir Händler stehen von verschiedenen Seiten permanent unter Druck»
Herr Lendenmann, welche Rolle spielt der Automobil-Salon für die Besucherfrequenz im Showroom?
Dölf Lendenmann: Das ist nicht immer ganz leicht zu trennen von der generell ohnehin schon erhöhten Frequenz im Frühling. Klar ist in jedem Fall: Der Automobil-Salon ist ein unglaublich wertvolles Transportmittel für das Thema Auto. Und das exakt in jener Zeit, in der die Konsumentinnen und Konsumenten sehr empfänglich dafür sind. Dass die erste internationale Automesse im Kalenderjahr ausgerechnet in unserem Land stattfindet ist für uns alle ein unbezahlbares Geschenk.
Und trotzdem: Es gibt inzwischen Hersteller, die suchen nach anderen Wegen…
Mini, zum Beispiel. Die sind nicht mehr am Salon. Auch Volvo probiert alternative Möglichkeiten aus. Sie sagen sich: Wenn die Leute nicht zu uns in den Showroom kommen, gehen wir mit dem Showroom dorthin, wo die Leute sind.
…Stichwort Pop up Stores…
Genau. Zeitlich limitierte, gut inszenierte Aktionen an ausgewählten, frequenzstarken Orten in grossen Städten. Solche Marketingaktivitäten werden an Bedeutung gewinnen.
Ist das ein Grund, weshalb die «Auto Expo Zürich» 2016 nicht mehr in der ursprünglichen Form durchgeführt wird?
Ja. Die Ausstellung entlang der Zürcher Badenerstrasse hat sich über die Jahre etwas abgenützt und am Schluss nicht mehr den gewünschten Effekt erzielt. Deshalb haben wir für 2016 eine andere Form gefunden, von der wir uns mehr Substanzielles erhoffen: Wir führen jetzt eine Probefahrtwoche durch.
Wenn Sie als Geschäftsleiter einer grossen Markenvertretung auf 2015 zurückblicken…
…dann kann ich sagen, dass wir gut gearbeitet und ein gutes Jahr hinter uns haben.
Sie haben mehr Autos verkauft.
Ja, wir haben mehr Autos verkauft. Allerdings mit tieferen Margen sowohl bei Neufahrzeugen als auch bei den Occasionen. Und in dieser Kombination führt das halt leider nur sehr bedingt zu einem besseren Resultat.
Was erwarten Sie von 2016?
Im Gegensatz zu 2015 ein «normales» Jahr. Anderseits: Was ist in der heutigen Zeit noch normal? Ich will nicht klagen, aber wir Händler stehen von verschiedenen Seiten unter permanentem Druck: Die Margen sinken kontinuierlich, die Kosten bleiben aber auf gleich hohem Niveau, falls sie nicht sogar steigen – wie die Auflagen der Hersteller ja auch.
Um mindestens dasselbe Ergebnis zu erzielen müssten Sie sparen…
Das ist korrekt – die Frage ist bloss, wo. An sich haben Sie ja nicht viele Möglichkeiten, falls Sie die nicht bereits ausgeschöpft haben: Sie sparen bei den Strukturen – und damit beim Personal – oder beim Marketing. Ersteres wird ab einem bestimmten Grad praktisch unmöglich, weil Sie einen Grundbestand brauchen und bei Letzterem laufen Sie Gefahr, Marktanteile zu verlieren. Wo Sie ansetzen können ist, die Produktivität zu erhöhen. Das setzt aber gut aus- und weitergebildetes Personal voraus, was aber wiederum Investitionen erfordert, die Sie sich aufgrund der sinkenden Margen je länger desto weniger leisten können. Das ist ein Teufelskreis. Ausser, es gelingt Ihnen, neue Geschäftsfelder zu erschliessen.
Die ständig höheren Auflagen nicht zuletzt an den Ausbaustandard des Garagenbetriebs haben einen weiteren negativen Aspekt…
…weil man von aussen irgendwann den Eindruck hat, dass hier alles teurer ist, nur weil’s gut aussieht. Diesen Umstand zu kommunizieren wird tatsächlich zunehmend zum Problem. Um jemandem zu erklären, was alles hinter dieser schönen Fassade steckt, müssen Sie erst einmal die Gelegenheit für ein Gespräch haben. Dass hier im Gegensatz zu anderen Betrieben hoch qualifizierte Mitarbeitende effizient arbeiten, dass hier Jugendliche ausgebildet werden und wir damit einen Beitrag für die Zukunft leisten und dass sämtliche erbrachten Dienstleistungen gemäss Herstellerstandards ausgeführt, zertifiziert und auditiert sind.
…und dass man gerade dort, wo es um die Sicherheit geht, nicht sparen sollte…
Genau – darum heisst es ja: Sparer leben gefährlich.
nach oben