Ein zeitgemässes Thema, kompetente Referenten, eine Rekordzahl von Teilnehmern und zufriedene Besucher: Der 9. «Tag der Schweizer Garagisten» im Stade de Suisse in Bern war ein voller Erfolg.
Die Eröffnung
Die Branche sei, wie viele andere Branchen ebenfalls, um Umbruch. Die Rolle des Garagisten würde sich in den nächsten Jahren weiter entwickeln, blickte Urs Wernli in seiner Eröffnungsrede nach vorne: das Aufgabengebiet werde breiter, der Aspekt der individuellen Beratung durch den Garagisten immer wichtiger. Die veränderte Mobilität würde neue Möglichkeiten und neue Chancen bieten, die es anzupacken gelte. Im Hinblick auf die in diesem Jahr anstehenden Wahlen sprach Wernli von einem «entscheidenden Jahr»: «Es muss uns gelingen, das politische Gewicht unserer Mitglieder und unserer Branche markant zu steigern. Das Ziel sei, der Autofeindlichkeit entgegen zu wirken», sagte Wernli unter Applaus des Publikums.
Die Referenten
Lars Thomsen: Das Tagungsprogramm war vor allem am Vormittag so aufgebaut, dass die Handlungsanleitungen von Referent zu Referent immer konkreter wurden. Aus diesem Grund war es an Zukunftsforscher Lars Thomsen, mit einem generellen Überblick über die aktuelle und – vor allem – künftige Entwicklung zu starten. Seine Haupt-These: «Die Automobilindustrie wird sich in den kommenden 500 Wochen mehr verändern als in den letzten 50 Jahren zusammen.» Im Rahmen dieser Entwicklung würden alte Technologien (zu denen laut Thomsen bald auch der Verbrennungsmotor gehören wird) und alte Muster abgelöst. Elektrische Antriebe werden bereits in den kommenden Jahren die präferierte Antriebsform und Innovationszyklen generell immer kürzer – mit allen für den Garagisten damit verbundenen Konsequenzen.
Dr. Detlev Mohr: Wie stark sich die Digitalisierung bereits auf den Garagisten und Händler auswirkt, zeigte Dr. Detlev Mohr auf. Der Leiter Automotive bei McKinsey in Deutschland präsentierte die Resultate einer in seiner Verantwortung durchgeführten international erhobenen Studie. Die wichtigsten Aussagen: Die durchschnittliche Anzahl der Kundenbesuche bei Autohäusern vor dem Kauf eines Fahrzeugs ist deutlich zurückgegangen – von bis zu 5 auf häufig nur noch einen. Die Beratungskompetenz und das Expertenwissen des Verkaufsberaters müssen sich stark verbessern. Dank des Internets sind die Kunden immer besser informiert, das Internet ist inzwischen klar Informationsquelle Nummer eins. Wichtigste Erkenntnis für den Garagisten: Ein für den Kunden greifbares Erlebnis, eine kompetente Beratung und das daraus resultierende Vertrauen ist und bleibt das grösste Kapital des Händlers.
Mark Backé: BMW ist in der digitalen Kommunikation mit dem Kunden bereits sehr weit. Mark Backé, Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von BMW (Schweiz) AG, stellte die Grundlagen der Vertriebsstrukturen für die (digitale) Zukunft seines Unternehmens vor, bei der eine ganzheitliche Sicht auf den Kunden im Zentrum steht. Grossen Wert legt BMW dabei auf ein effektives Zusammenspiel zwischen digitalen Kanälen und realem Kauferlebnis. Die Website soll Begehrlichkeiten wecken und die Kraft der Marke voll entfalten. Ausserdem ist sie die (digitale) Brücke zwischen Hersteller und Partner gleichzeitig ein wirksames Instrument, um Kundenbeziehungen herzustellen und zu pflegen. Ins Staunen versetzte Backé die Tagungsteilnehmer, als er etwas den Schleier des Geheimnisses über die von BMW geplante virtuelle Produktpräsentation lüftete.
Philipp Ries: Bei Google zuständig für die grossen Werbekunden wies Philipp Ries auf die laufend steigende Nutzung von digitalen Medien hin – auch und gerade am Beispiel des Suchbegriffs «Autos». Er demonstrierte am Beispiel des Suchbegriffs «Winterpneu», an welchen Tagen und bei welchen Temperaturen am meisten nach diesem Begriff gegoogelt wird (Montag!). Im zweiten Teil seines Referats stellte Philipp Ries detailliert vor, welche Google Instrumente wann am besten für Werbung genutzt werden und wie wichtig die eigene Website dabei ist «Das Zentrum aller Aktivitäten»). Ries wies überdies darauf hin, dass es nicht reicht, die richtige Botschaft über das richtige Medium zu verbreiten, sondern dass der Erfolg durch Messung und laufende Optimierung beträchtlich gesteigert werden kann.
Christoph Aebi: Wie stark die digitalen Medien inzwischen genutzt werden, zeigte Christoph Aebi, Direktor von AutoScout24, auf. Vor allem die mobilen Zugriffe verzeichnen ein sehr starkes Wachstum; 20Minuten wird Online in der Zwischenzeit mehrheitlich auf Smartphones gelesen und auch der Blick steht kurz vor der Ablösung. Darauf hat auch AutoScout24 reagiert und präsentiert mit «wheels!» ein innovatives Auto-Magazin, das spezifisch für die Nutzung auf Tablets konzipiert wurde.
Im «Impuls-Talk» nach dem Mittag diskutierte Moderatorin Miriam Rickli mit den Rennfahrern Simona De Silvestro und Fredy Barth sowie mit Jean Trotti, dem frischgebackenen Schweizermeister bei den Automobilmechatronikern. Dabei wurde klar, wie ernst die Drei ihre Rolle als Botschafter des Autogewerbes nehmen. Beantwortet wurde auch jene Frage, die sich viele im Saal gestellt haben: Wie geht es weiter mit Simona De Silvestro, nachdem der Sauber-Deal geplatzt ist. «Ich werde versuchen, mich in den USA weiter durchzusetzen und über gute Resultate früher oder später doch noch einen Platz in einem Formel 1-Cockpit zu bekommen.» Jean Trotti seinerseits bereitet sich auf die WorldSkills im August vorzubereiten – und Fredy Barth macht weiter, was er am besten kann: Rennen fahren.
Dr. Christof Nägele: Auswirkungen hat die Digitalisierung auch auf die Rekrutierung von geeignetem Nachwuchs. Dr. Christof Nägele von der Fachhochschule Nordwestschweiz zeigte an der Tagung auf, wie Jugendliche das Internet zur Information über ihren künftigen Beruf nutzen, dass fachliches Interesse mit Abstand das wichtigste Kriterium bei der Ausbildungswahl ist und zeigte dem AGVS auf, an welchen Punkten des Entscheidungsprozesses positiv Einfluss auf die Entscheidung dieser Jugendlichen genommen werden kann. Zentrale Erkenntnis: Über das Internet können zukünftige Lernende informiert werden – für einen Beruf gewinnt man sie aber nur im persönlichen Kontakt. Sprich: mit einer Schnupperlehre.
Morten Hannesbo: Die Leidenschaft für das Auto und die Branche im Allgemeinen war deutlich spürbar im Vortrag des AMAG-CEO. Beeindruckend, mit welcher Konsequenz der mit Abstand grösste Schweizer Autohändler in die Zukunft investiert – nicht nur baulich, sondern auch in der Aus- und Weiterbildung. In aller Offenheit skizzierte Hannesbo die aktuellen Probleme, die sich der Branche und damit natürlich auch seiner Firma stellen. Das aktuell grösste: Die Aufhebung des fixen Wechselkurses von Franken zu Euro, die Hannesbo als «schweren Fehler» bezeichnete. Er plädierte dafür, jetzt cool zu bleiben, die richtige Strategie (und damit die richtige Preisfindung) zu wählen und auf die Kosten zu schauen: «Dafür ist jetzt der beste Augenblick.»
Im «AGVS-Club» wird – das ist inzwischen schon Tradition – das Thema des Tages im Rahmen einer anregenden Diskussion vertieft. Gäste von Miriam Rickli waren Gewerbeverbands-Direktor Hans-Ulrich Bigler, Bildungspolitiker Jacques-André Maire, Theo Ninck, Präsident der Schweizerischen Berufsbildungsämter sowie Lukas Hediger, Lastwagen-Mechaniker und Bronze-Medaillengewinner an den Berufsweltmeisterschaften 2013. Wichtigste Erkenntnisse: Der Kampf um geeigneten Nachwuchs unter den verschiedenen Berufsgattungen wird sich noch weiter verschärfen. Ausserdem müssen die Berufsverbände (und der Gewerbeverband) alles tun, um die Attraktivität der Berufslehre zu steigern. Gefordert sind aber auch die Eltern, die heute – auch aus Prestigegründen – häufig darauf tendieren, ihre Kinder in Richtung akademischer Abschluss zu lenken.
Roger Köppel: Der WELTWOCHE-Chefredaktor und –Besitzer hatte die Lacher auf seiner Seite, als er sagte, dass es sich Journalisten eigentlich nicht gewohnt seien, von den Garagisten mit Applaus begrüsst zu werden. In seiner äusserst anregenden Rede über das Verhältnis der Schweiz zur EU unter Berücksichtigung der Situation des Gewerbes plädierte Köppel für mehr Optimismus und mehr Selbstvertrauen. Und natürlich für eine «freundliche Distanz zur EU». Die Schweiz, sagte Köppel, sei nach wie vor ein Erfolgsmodell – selbst unter aktuell erschwerten Bedingungen. Köppel, der erst seit sechs Jahren die Fahrprüfung hat, schien sich unter den Garagisten sichtlich wohl zu fühlen. Er brachte ihnen deshalb auch ein Geschenk mit: Jedes AGVS-Mitglied erhält 20% auf ein Weltwoche-Jahresabonnement. Damit helfe man auch mit, den Kampf für ein gewerbefreundliches Umfeld weiter zu führen.
Die Moderatorin
Sie hat einen guten Job gemacht: Miriam Rickli, 27, die Moderatorin der Tagung. Die Nervosität zu Beginn der Veranstaltung merkte man ihr kaum an. Das ist auch eine ihrer Stärken: Sie geht frisch und fröhlich an eine Aufgabe heran und bereitet sich gleichzeitig aber sehr sorgfältig vor. Den Rest erledigt sie mit ihrem Charme.
Stimmen zur Tagung
«Das Programm war sehr spannend und der Anlass hervorragend organisiert. Hier treffen sich die wichtigsten Entscheidungsträger der ganzen Branche, weshalb der Tag der Schweizer Garagisten auch als Motivationsevent sehr wichtig ist. Gerade in Zeiten wie heute.»
Dr. Martin Plüss, Präsident ESA
«Das Thema war ausgesprochen gut und zum richtigen Zeitpunkt gewählt. In der Branche besteht hier noch etwas Nachholbedarf. Deshalb engagiert sich die ESA auch sehr stark auf diesem Gebiet. Wir unterstützen die Garagisten auch im digitalen Bereich wo immer wir können.»
Charles E. Blättler, Vorsitzender der Geschäftsleitung ESA«Der Anlass war sehr spannend. Allerdings hätte ich mir persönlich noch etwas konkretere Handlungsanleitungen und –optionen gewünscht.»
Manuel Gerber, Leiter Marketing, Motorex
«Den Vormittag fand ich hervorragend. Er hat auch gezeigt, dass das Autohaus in rascher Zukunft eine andere Rolle spielen wird. Rascher, als man jedenfalls denkt. Die immer grössere Modellvielfalt kann in einem herkömmlichen Showroom gar nicht mehr präsentiert werden. Deshalb braucht es auch hier Innovationen.»
Karl Bieri, Präsident Auto-Zürich«Das Programm fand ich sehr gut und gehaltvoll, die Moderation charmant. Ein sehr gelungener Event. Und die Lokalität hier im Stade de Suisse eignet sich dafür sehr gut.»
Wolfgang Schinagl, Geschäftsführer Auto-i-Dat AG
«Ich habe bisher jede AGVS-Tagung miterlebt, aber das ist mit Sicherheit eine der besten. Gute Referenten, ein ausgewogenes Programm und eine frische und aufgeweckte Moderatorin.»
Walter Hennecke, Direktor Emil Frey AG«Ein sehr guter Mix aus hervorragenden Referenten, ein spannendes und sehr informatives Programm. Der AGVS hat mit dem Thema den Nerv der Zeit getroffen.»
Dölf Lendenmann, CEO Binelli & Ehrsam AG
«Inhaltlich war der Anlass noch nie so gut – das richtige Thema zur richtigen Zeit. Mobilität wird auch in Zukunft das Thema sein – jetzt muss es uns im Hinblick auf die anstehenden Wahlen nur noch gelingen, die Wähler für uns zu mobilisieren. Da ist jetzt die ganze Branche gefordert.»
Andreas Burgener, Direktor auto-schweiz«Der Zeitpunkt für das Thema ist perfekt gewählt. Die Autos werden immer komplexer, der Anteil an Informatik wird immer grösser.»
François Launaz, Präsident auto-schweizFrendschafts-Angebot
Aus Anlass von Roger Köppels Referat am «Tag der Schweizer Garagisten» macht die WELTWOCHE allen AGVS-Mitgliedern ein Freundschafts-Angebot: 20% auf ein Jahresabonnement. Die WELTWOCHE ist die einzige gewichtige Publikation der Schweiz, die vom Chefredaktor auch unternehmerisch geführt wird. Sie vertritt bürgerlich freiheitliche Grundwerte, ist staatsskeptisch und wirtschaftsfreundlich. Sie steht politisch für eine unabhängige und direktdemokratische Schweiz. Und sie überrascht Woche für Woche mit relevanten Geschichten und spannenden Enthüllungen – bald auch Sie?
Hier können Sie Ihr persönliches Abonnement bestellen.
Nächste Tagung – Datum Reservieren
Über den Ort und das Programm werden wir Sie selbstverständlich möglichst frühzeitig orientieren – via AGVS-Website, AUTOINSIDE und Newsletter.