Entscheidend ist, E-Mobilität vorzuleben

100 Garagisten tauschten sich aus

Entscheidend ist, E-Mobilität vorzuleben

13. Juni 2023 agvs-upsa.ch – Vor drei Jahren startete die Hostettler Autotechnik AG mit ihrem auf E-Mobilität fokussierten Werkstattkonzept «eGarage». Nun führte sie ein erstes Forum für die angeschlossenen Garagisten durch, um ihnen neuste Aspekte der E-Mobilität aufzuzeigen, aber auch um das Konzept weiterzuentwickeln und den Austausch innerhalb der «eGarage»-Familie zu fördern.

egarage_forum_-_026.jpgMarcel Stocker und sein Team stellte für die «eGarage»-Partnern ein spannendes Forum zusammen. Fotos: AGVS-Medien

jas. Vor drei Jahren lanciert der Aftersales-Spezialist und Zulieferer Hostettler Autotechnik AG sein Werkstattkonzept «eGarage», nun trafen sich erstmals rund 100 Garagisten zu einem inspirierenden Austausch. Sie wollten erfahren, wie man das auf Elektro-Kompetenz zugeschnittene Werkstattkonzept gemeinsam weiterentwickeln kann, selbst zu einem innovativen Partner mit umfassenden Lösungen für die E-Mobilität wird, aber auch, wie man Kunden von Elektrofahrzeugen in die freien Werkstätten bringt. Zur Begrüssung nutzte Marcel Stocker, Geschäftsführer Automotive bei Hostettler Autotechnik AG, die Gelegenheit, Claudia Schlatterer als neue Verantwortliche für Werkstattkonzepte im Unternehmen vorzustellen. Danach war der Vormittag verschiedenen Keynotes zum Thema Elektromobilität gewidmet.

egarage_forum_-_001.jpgWichtige Hintergrundinfos für Garagisten zum Umgang mit Unfallwagen mit Elektro- oder Hybridantrieb lieferte Bernward Limacher.

Bernward Limacher erläuterte mit vielen Praxisbeispielen, worauf es zu achten gilt, wenn ein Garagist einen Unfallwagen mit Elektro- oder Hybridantrieb annimmt oder zu einem Unfall gerufen wird. Er schilderte den Fall eines BMW i3, der aus dem Thunersee geborgen wurde, und machte klar: «Bei solchen Ereignissen kann man nie abschätzen, was man antrifft. Es gibt schlicht keinen Standardunfall. Die Batterie des BMW war zwar noch fast trocken, aber trotzdem hatte sich Wasser über die Kabel und die Kabelstränge einen Weg in die Elektronik gebahnt, und es bestand Kurzschlussgefahr.» Er empfahl daher den Garagisten, immer eine Spannungsfreiheitsprüfung, bevor sie ein Auto entgegennehmen. Vorsicht sei geboten bei Plug-in-Hybriden- und E-Autos mit Airbag-Auslösung oder auch einem Schaden am Batteriegehäuse. Von der Annahme eines gefluteten oder auch Fahrzeugen aus einem Teil- und Vollbrand riet er den «eGarage»-Partnern sogar ab.

egarage_forum_-_003.jpgWie der Eigenenergiebedarf von Garagen zu zügeln ist und welche Rolle E-Autos dabei spielen, zeigte Fabian Kallen von der BKW Smart Energy & Mobility AG auf.

Fabian Kallen von der BKW Smart Energy & Mobility AG machte im Anschluss deutlich, dass es ein neues Zusammenspiel zwischen den Strom-Verbrauchern und -Erzeugern auf dem Markt braucht. Er erläuterte sehr anschaulich, weshalb bidirektionales Laden – also Elektrofahrzeuge, die nicht nur Strom aus dem Netz ziehen, sondern bei Bedarf auch wieder welchen ans Netz abgeben – an Bedeutung gewinnen wird. «Die Eigenverbrauchoptimierung ist hier für Garagisten wohl im Zusammenhang mit einer Photovoltaikanlage am spannendsten», erklärte er. Denn mit einer PV-Anlage sind Einsparungen bis zu 30 Prozent, in Kombination mit bidirektionalem Laden gar 50 bis 60 Prozent möglich. «Zwar ist die Kommunikation zwischen DC-Ladestation – AC funktioniert leider noch nicht – und Auto über die Norm ‹ISO 15118› nun regelt, aber wie das Ganze vergütet und verrechnet wird, muss noch geklärt werden», so Kallen weiter. «Da stehen wir erst am Anfang.»

egarage_forum_-_009.jpgFür die einen ein Frefel, für andere die Zukunft: Serge de Wilde von Revive Conversions SA stellt das Geschäftsfeld der Old- und Youngtimer mit Elektroantrieb vor.

Thomas Marti vom Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen VSE erläuterte den Garagisten dann die verschiedenen Szenarien und Rahmenbedingungen, die es der Schweiz ermöglichen sollen, Versorgungssicherheit und Klimaneutralität bis 2050 unter einen Hut zu bringen. «E-Autos brauchen ja nicht nur Strom, sondern liefern dem System auch eine gewisse Flexibilität», so Marti. Nach Szenarien und Ausblicken wieder viel näher an den Werkstattalltag brachte die «eGarage»-Forum-Teilnehmenden dann Serge de Wilde. Der Chef der Revive Conversions SA und sein Team setzen Oldtimer im wahrsten Sinne unter Strom, vom VW Käfer über Mini Cooper bis zum Pinzgauer. Das Schweizer Start-up schenkt Old- und Youngtimern so eine nachhaltige Zukunft und entwickelt auch von Garagisten einfach zu verbauende Elektroantrieb-Umrüstkits. «Wir sind Ingenieure, keine Garagisten», erläuterte de Wilde. «Wir brauchen euch für den Umbau. Mit einem halben Tag Schulung müsste jeder Garagist in der Lage sein, eine Montage vorzunehmen und könnte sich als einer unserer Partner ein neues Kundensegment erschliessen.»

egarage_forum_-_010.jpgDen Fokus ausweiten und vor allem auf die Neuerungen aus Asien achten, riet Pascal Haltner von Brusa den Garagisten.

Pascal Haltner vom Schweizer Elektropionier Bursa Elektronik AG blickte dann auf die Anfänge der E-Mobilität in der Schweiz zurück, machte den Garagisten nochmals deutlich, wie rasant die Entwicklung in diesem Gebiet voranschreitet, «vor etwas mehr als 10 Jahren stellte Tesla mit dem Model S erst sein erstes selbstentwickeltes E-Auto vor!». Haltner zeigte in seiner Keynote auf, wie schnell die Batterieentwicklung und die E-Mobilität erfolgen. Und dass man nicht nur auf die Schweiz schauen dürfe, sondern vor allem die rasante Entwicklung in Asien – insbesondere dem chinesischen Automarkt – im Auge haben solle.

egarage_forum_-_021.jpgAuch praktische Aspekte, wie eine Batteriezustandprüfung innert weniger Minuten bei einem Occasions-E-Auto fanden beim «eGarage»-Forum ihren Platz und stiessen auf grosses Interesse.

Nach diesen spannenden Hintergrund-Informationen waren die «eGarage»-Partner gut gerüstet für die Workshops am Nachmittag. «Hier arbeiteten wir gemeinsam mit unseren Partnern an der Weiterentwicklung von ‹eGarage›», verrät Marcel Stocker und weist auf Herausforderungen hin. «Womit verdienen wir künftig in der Werkstatt unser Geld? Welches Potenzial steckt in der Mikromobilität? Wie kommunizieren wir unser Know-how?» Abschliessend resümierte der Geschäftsführer Automotive bei Hostettler Autotechnik AG: «Ich bin begeistert, wie positiv und proaktiv unsere Partner das Thema E-Mobilität angehen!»
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