So stark entscheiden Kinder mit beim Autokauf
9. April 2015 agvs-upsa.ch - Was aufmerksame Verkäufer schon immer wussten – oder mindestens geahnt haben, wird jetzt durch eine Untersuchung bestätigt: In mehr als der Hälfte aller Fälle (56%) entscheiden Kinder darüber, welches Auto, bzw. welche Automarke ihre Eltern kaufen. Für Norbert Frei, CEO von Dale Carnegie Schweiz, ist das keine Überraschung, sondern eine Bestätigung.
«Wir haben bei einer Untersuchung in 14 Ländern festgestellt, dass Kinder in 56% der Fälle darüber entscheiden, welche Automarke ihre Eltern kaufen»: So fasst der dänische Marketing-Experte Martin Lindstrøm eine der wichtigsten Erkenntnisse für sein neues Buch «Brandchild» zusammen. Und er prophezeit: «Kinder werden künftig sogar noch mehr zu sagen haben.»
Lindstrøm, ein international sehr gefragter Referent zum Thema Marketing, glaubt auch, den Grund zu kennen: Er sieht einen direkten Zusammenhang zwischen der (steigenden) Scheidungsrate und dem Einfluss der Kinder: Kinder von geschiedenen Eltern würden laut Lindstrøm noch stärker bestimmen, was gekauft werde. Das liege zum einen am schlechten Gewissen von Müttern und Vätern, zum anderen aber auch daran, dass es für ein Elternteil schwierig sei, sich abzugrenzen.
Für Norbert Frei, CEO von Dale Carnegie Schweiz (siehe Kasten) sind Lindstrøms Erkenntnisse keine Überraschung. Der Verkaufsprofi mit 30 Jahren Berufs- und Fronterfahrung sagt: «Früher waren die Rollen beim Kauf klar getrennt – man evaluierte das Produkt zusammen, aber am Schluss entschied der Mann alleine. Das können Sie heute in dieser absoluten Form nicht mehr machen.»
Unterschätzen wir den Einfluss von Kindern auf unsere Kaufentscheide?
Norbert Frei: Als Eltern eher ja, als Verkäufer eher nein.
Das heisst, viele Eltern sind sich gar nicht bewusst, wie stark sie sich bei Kaufentscheiden von ihren Kindern beeinflussen lassen, während das dem geschulten Verkaufspersonal längst schon klar ist?
Das ist korrekt. Wenn Sie heute gegen den Willen von Frau und Kindern ein Auto kaufen, einfach, weil Sie persönlich es gut finden, können Sie sicher sein, dass Sie sich künftig bei jedem Einsteigen einen entsprechenden Kommentar anhören müssen. Und das wollen sich die meisten schlicht nicht antun.
Wie kann sich das Verkaufspersonal in einer Garage diese Information zunutze machen?
Beziehen Sie die Familie geschickt mit ein – damit gemeint sind jetzt übrigens nicht nur die Kindern, sondern, ganz wichtig, auch die Frau. Machen Sie das Produkt für alle erlebbar, auch und gerade für die Kinder.
Jetzt haben aber gerade Kinder ein feines Sensorium für Anbiederung…
Niemand spricht von Anbiederung. Machen Sie es ganz praktisch: Öffnen Sie die Autotüren, lassen Sie die Kinder hinten einsteigen, herumkriechen, den Wagen entdecken, zeigen Sie ihnen ihre Welt im Fonds des Wagens, wie sie die Lüftung selber steuern können und weisen Sie darauf hin, wo sie das Getränk und ihr ‚Nuschi‘ versorgen können.
Wir haben jetzt von den Kindern gesprochen. Aber da ist ja noch die Frau…
Richtig! Machen Sie die Frau zu Ihrer Partnerin – also jetzt natürlich im übertragenen Sinn (lacht). Beziehen Sie sie aktiv in die verschiedenen Phasen des Verkaufsgesprächs mit ein – auch und gerade bei einer allfälligen Probefahrt. Frauen sind ja in der Regel vernünftiger, wenn es darum geht, ein Auto zu kaufen, während der Mann eher impulsgetrieben ist. Für sie sind Aspekte wie Sicherheit, Ökonomie und Ökologie wichtig, Übersichtlichkeit, Platz, Praktikabilität, Stauraum und allenfalls Materialien. Das zeigt sich dann ja auch bei den Varianten, wenn der Wagen konfiguriert ist: Der Mann neigt dazu, die teuerste Variante zu nehmen, weil er ja auch ausserhalb des reinen ‚Familientransports‘ eine gute Figur machen will.
Also spielt der geschickte Verkäufer etwas mit diesen verschiedenen Positionen?
Das tut er in jedem Fall. Denn auch er weiss: Sind sich seine Frau und die Kinder einig wird es sich der Mann mehr als nur zwei Mal überlegen, ob er einen solchen Entscheid übersteuert.
Dale Carnegie
Dale Carnegie & Associates ist einer der weltweit führenden Anbieter von Verkaufs- und Persönlichkeits-Trainings. Das Unternehmen mit Sitz in New York verfügt über selbständige Niederlassungen in 90 Ländern. Weltweit sind 2700 Trainer lizenziert und alle Kurse, die diese anbieten, arbeiten mit exklusivem Lehrmaterial. Alle Inhalte der Kurse und Seminare werden in einem eigenen Forschungs- und Entwicklungszentrum ständig hinterfragt, verbessert und weiterentwickelt. Die Programme und die Organisation sind nach ISO 9001 zertifiziert. Die Schweiz war das erste Land ausserhalb der USA, in dem Dale Carnegie Trainings durchgeführt wurden. Heute finden offene Kurse für Einzelpersonen regelmässig in allen grösseren Schweizer Städten statt. Dale Carnegie Schweiz gewinnt laufend aber auch Mandate von Firmen. Alles über Dale Carnegie Schweiz: www.dalecarnegie.ch